Werner Engelmann
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8) Gendern-Ideologie entlarvt

 

 

8. Wie die Gendern-Ideologie sich selbst entlarvt

 

 

 

Eine Theorie mit revolutionärem Anspruch hat ihre Validität zu erweisen: sowohl, was die Umsetzbarkeit, als auch, was die Nachhaltigkeit ihrer „revolutionären“ Umwälzungen betrifft. Das wissen auch Gendern-Promotoren.

 

So sucht man krampfhaft, „wissenschaftliche Belege“ zu finden, durch „Assoziations-Studien“ - auch diese in der Regel aus den USA importiert. Dabei arbeitet man mit Laborsituationen, die Probanden aus ihrer natürlichen Umgebung reißen, sowie mit statistischen Erhebungen.

 

Danach rufen „maskuline“ Begriffe (im Sinne einer grammatischen Kategorie) „männliche“ Assoziationen (im Sinne von Geschlecht) hervor - vermeintlicher „Beleg“ für die Prägung des Bewusstseins durch „Männersprache“. Wie in der Gendern-Ideologie, so wird auch in diesen Studien, ohne zu hinterfragen, „maskulin“ als formale grammatische Kategorie gleichgesetzt mit „männlich“ als Geschlecht.

 

    Außen vor bleiben bei dieser statistischen Methode die Konstituenten, die nach der Psycholinguistik entscheidend sind: die konkreten Lebensbedingungen und Erfahrungen der Probanden.

 

Das hier angewandte Verfahren nennt die Hermeneutik „zirkelschlüssig“, d.h. man setzt voraus, was man „beweisen“ will, indem man reale kausale Zusammenhänge durch postulierte ersetzt - und als „Ergebnis“ dann das erhält, was man vorher eingespeist hat.

 

Und man unterliegt einem weiteren Trugschluss: Von „männlichen Assoziationen“ lässt sich noch lange nicht auf patriarchales Denken schließen, wie diese „Studien“ behaupten. Und noch weniger folgt daraus schlüssig ein entsprechendes Handeln. Der im 1. Abschnitt festgestellte Zusammenhang von Denken, Sprechen und Handeln ist geradezu auf den Kopf gestellt.

 

Anders ausgedrückt: Die Schlussfolgerungen der Assoziations-Studien sind wissenschaftlich nicht haltbar. Hier zeigen sich die gleichen Fehler wie bei der Gendern-Bewegung.

 

Daher fordert der Sprachwissenschaftler Prof. Peter Eisenberg sehr zurecht „eine sorgfältige Prüfung, was (…) vom Gebrauch der Wörter in Laborsituationen für den öffentlichen Genderdiskurs relevant ist und was nicht.“ 31

Das aber unterbleibt geflissentlich, und das mit gutem Grund: Liefe man so doch Gefahr, dass die gesamte pseudo-wissenschaftliche Rechtfertigung in sich zusammenbricht.

 

Auf Ideologiehaltigkeit und Trugschlüsse dieser wenig aufschlussreichen Assoziationsstudien verweist auch die Sprachwissenschaftlerin Ewa Trutkowski:

„Wer Assoziationsstudien als Beleg für die fehlende generische Lesart von Maskulina ansieht und daraus die Notwendigkeit des Genderns ableitet (…), überhöht den Einfluss der Sprache und weist ihr eine determinative Komponente zu, die sie nicht hat: Was in den Köpfen ist, muss nicht unbedingt in der Sprache sein, und andersherum.“  32

 

Franzosen würden, was hier von der Gendern-Bewegung provoziert wird, „dialogue des sourds“ (Taubstummendialog) nennen.

Und Erich Kästner hatte eine solche Art von Methodik schon 1932 in brillanter Weise karikiert: „…Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest, dass Cäsar Plattfüße hatte.“ 33

++

 

Die Gendern-Ideologie - das ist die Ironie - entlarvt sich mit ihrer Methodik selbst - oder besser: sie würde dies tun, so man denn eine öffentliche Diskussion dazu zuließe.

Denn Studien, welche der Gendern-Ideologie widersprechen, sind „weniger bekannt“ - und sollen es wohl auch bleiben.

 

Wie die „Zeit“ zu berichten weiß, kamen nämlich spanische „Forschende“ schon 2014 auf die Idee, den Probanden statt „maskulin“ kodierter Begriffe „genderneutrale“ Begriffe vorzulegen. Und siehe da: Die Häufigkeit „maskuliner“ Assoziationen war nahezu identisch. 34

 

Nach seriöser Sprachforschung in Psycholinguistik und Ontogenese kann das auch nicht anders sein. Denn die reale Ursache, das konkrete gesellschaftliche Umfeld wurde nicht erfasst, und die sprachliche Form der Begriffe ist für das Bewusstsein relativ bedeutungslos.

 

Die Verfasserin dieses „Zeit“-Artikels hat dies durchaus erkannt und bestätigt diese Analyse: „Psychologisch ist das plausibel.“ Und sie erkennt auch die Scheinlogik der Gendern-Ideologie.35

 

Merkwürdig widersprüchlich wird es allerdings, wenn die gleiche Autorin schlussfolgert: „Eine gegenderte Sprache muss nicht nur der grammatischen Kategorie Maskulinum etwas entgegensetzen – denn deren Macht ist begrenzt –, sondern auch unserem männerzentrierten Denken und Genderstereotypen.“

 

 Nach Gendern-„Logik“ hieße das (und das legt die Autorin nahe), durch noch massivere Dauer-„Sichtbarkeit“ nachzuhelfen, das widerspenstige „männerzentrierte Denken“ also mit dem psychologischen Holzhammer zu bearbeiten.

Dies kennzeichnet eine der Gendern-„Logik“ innewohnende Tendenz, in einen sich im Selbstlauf verstärkenden „Circulus Viciosus“ einzutreten.

 

 

    Eine rationale Überlegung legt freilich eine völlig andere Interpretation nahe:

 

    Die Gendern-Theorie entlarvt sich selbst als intransigente Ideologie.

 

Sie ist unkritisch gegenüber eigenen Prämissen. Und sie versucht, andere nach eigenen ideologischen Vorgaben zu steuern, sowie zu verhindern, dass an die Öffentlichkeit dringt, was diesen widerspricht.

 

    Sie erweist sich historisch als Don-Quijoterie, die, in eine fiktive Welt sich hineinsteigernd, im Kampf gegen Windmühlenflügel die Welt zu verändern meint.

 

 

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31  Aus Politik und Zeitgeschichte, Geschlechtergerechte Sprache, 5-7/2022 (bpb, 31.01.2022), S. 35

 

 

32   https://www.nzz.ch/feuilleton/gendergerechte-sprache-die-diskussion-ist-politisch-vergiftet-ld.1567211

 

 

33  „Die Entwicklung der Menschheit“, https://www.deutschelyrik.de/die-entwicklung-der-menschheit.html

 

 

34 „Gendern: Und trotzdem denken die meisten an Männer“,

https://www.zeit.de/wissen/2022-06/gendern-geschlechter-sprache-sprachbilder-neutralitaet, 28.06.2022:_

„Doch psycholinguistische Experimente entlarven solche („genderneutrale“) Wörter in Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit als ähnlich problematisch wie die generischen Maskulina. Enthielt dieser Satz ein generisches Maskulinum, dann handelten die Geschichten in 9,87 von 16 Fällen von Männern. War er geschlechtsneutral formuliert, in 9,6.“

 

   Die Autorin verweist dabei auf eine „weniger bekannte“ spanische (!) Studie von 2014 (!): Herunterzuladen unter: Mickanetal2014_kls.pdf : „Key is a llave is a Schlüssel: A failure to replicate an experiment from Boroditsky et al. 2003, “Article in Yearbook of the German Cognitive Linguistics Association · December 2014“ .

 

- Der Artikel wurde hochgeladen von Anatol Stefanowitsch am 3.11.2015. Doch ist nicht erkennbar, wo er auf deren Ergebnisse eingegangen wäre, die seinem Ansatz und seinen Behauptungen deutlich widersprechen.

- Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

 

35  Ebd.: „Denn Wörter erhalten ihre Kraft erst durch Assoziationen. Die sie in den Köpfen von Leserinnen und Hörern erwecken. Ihre Bedeutungen stecken nicht in dem Wort selbst, sondern in dem Gehirn, das das Wort erfasst. Und so kann ein Wort wie Hilfskraft nur so geschlechtsneutral sein, wie es das Denken der Menschen ist.“

 

 

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