Werner Engelmann
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2) Diskreditierung der Frauenbewegung

 

 

 

2.  Diskreditierung der Frauenbewegung statt Kontinuität

 

 

 

Historisch versteht sich die Gendern-Bewegung in Deutschland als Fortsetzung und Krönung der erfolgreichen Frauenbewegung. So behauptet die Gendern-Promotorin Luise Pusch, die fehlende Theorie für diese bereit zu stellen. In Wahrheit aber hängt sie sich an deren Glanz, um eigene Widersprüche zu verschleiern. Und mit ihrer Selbsterhöhung diskreditiert sie zugleich die verdienstvolle ältere Frauenbewegung. 3

 

Der aufopferungsvolle Kampf der Frauenbewegung mündete im Gleichheitsgebot in Artikel 3 des Grundgesetzes, erkämpft von Elisabet Selbert: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“

 

    Die Gendern-Bewegung dagegen agiert selbstgerecht und abgehoben von der Realität. Ihre Behauptung, der nachhinkenden Realisierung des grundgesetzlichen Auftrags auf die Sprünge zu helfen, ist zur bloßen Floskel verkommen:   

Nicht im Traum denkt man daran, selbstkritisch zu überprüfen, wie viele Frauen etwa durch Gendern-Praxis tatsächlich in Vorstandsposten von Dax-Unternehmen gehievt wurden. Wie weit sie bewirkt hat, das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen bei gleicher Arbeit zu beseitigen.

 

Stattdessen erklärt man die Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Gendern-Ansatzes in Theorie und Praxis, kaum begonnen, schon für beendet. Es wird nicht mehr diskutiert, es wird exekutiert, wenn nötig, auch diskreditiert: in staatlichen Institutionen und in Medien, in Gewerkschaften, Universitäten und mehr und mehr auch in Schulen. 4

 

All dies erfolgt nach Vorgaben von Gendern-Promotoren, die gezielt verordnen und spalten. So verkündet Anatol Stefanowitsch schon 2019, "nun sei es Zeit, Vorschriften zu erlassen" und diffamiert zugleich Kritiker. Und am 26.01.2022 fordert er „Gendern als Pflicht für Kitas und Schulen“. 5

 

Die Frauenbewegung dagegen hat für die weibliche Emanzipation nicht mit einer Fiktion von „Sprachrevolution“ gekämpft, sondern in einer harten Realität, unter patriarchalen und meist vordemokratischen Verhältnissen. Und sie war erfolgreich.

 

Emanzipation ist kein Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess. Und so ist dieser Kampf auch in einer demokratischen Gesellschaft noch nicht beendet.

 

Zugleich setzt Emanzipation einen bewussten und oft selbstlosen Einsatz voraus. Man hat für Gerechtigkeit in der Realität zu kämpfen, und nicht nur bezüglich der Geschlechter. Und dieser Kampf erfüllt sich nicht in intellektueller Selbstbestätigung in akademischen Zirkeln und Milieus.

 

Des Weiteren erfordert dies volle Akzeptanz bei den Menschen, die dafür zu gewinnen sind. Akzeptanz ist aber nur durch Überzeugung zu erreichen, nicht durch sexistische Suggestionen oder Sprachmanipulation.

 

 

Zu solcher Akzeptanz in der Sprachgemeinschaft können auch Spracherziehung und Sprachpflege einen Beitrag leisten – wenn auch in beschränktem Maß.

 

Dies erfordert Zweierlei:

- diese Kämpfe zu thematisieren und Menschen für diese Problematik zu sensibilisieren,

- zu verstehendem Sprechen und Denken anzuhalten und so den demokratischen Diskurs zu fördern.

 

Auf diese Weise werden, nach dem Muster etwa der Bedeutungsentwicklung von frouwe/Frau, Sprachinhalte, die unter patriarchalen Bedingungen geprägt wurden, den bereits vollzogenen demokratischen Entwicklungen angepasst.

 

 

Dass Emanzipation durch manipulativen Eingriff in das Sprachsystem zu erreichen sei, ist reine Fiktion. Hier erweist sich ein grundlegender Irrtum der Gendern-Bewegung.

 

Offenbar ahnt sie aber selbst, auf welch sandigem Boden sie ihr künstliches Sprachgebäude aufzurichten sucht.

Warum sonst entzieht sie sich jeglicher Erfolgskontrolle, wie sie für jede neue Erfindung, für jeden neuen Denkansatz selbstverständlich ist?

Warum sonst versucht sie nicht einmal zu thematisieren, was denn durch Gendern-Praxis bisher tatsächlich an „Gendergerechtigkeit“ in der Realität erreicht worden ist?

Warum sonst verweigert sie sich in zunehmendem Maß auch der Diskussion in der demokratischen Öffentlichkeit - von einigen wenigen Linguisten abgesehen, die sich lediglich auf Detailfragen konzentrieren, für die das Ob aber keine Frage mehr ist?

 

Des Weiteren widerspricht die Gendern-Bewegung selbst dem eigenen theoretischen Ansatz, nach dem Sprache allein das Denken präge.

Denn sie selbst versucht ja gerade umgekehrt, Sprachverhalten entsprechend ihrer Ideologie, also mit ihrem Denken, zu prägen und so das ganze Sprachsystem voluntaristisch zu verändern.

 

 

 

Als vorläufiges weiteres Fazit sei festgehalten:

 

Die Gendern-Bewegung beeinträchtigt die emanzipatorischen Ziele der Frauenbewegung, statt sie zu befördern, indem sie in der Theorie wie in ihrer Praxis weit hinter die von dieser bereits erreichten Standards zurückfällt.

 

Nicht die ältere Frauenbewegung ist ohne Theorie. Theorielos - in mancher Hinsicht auch hirnlos - agieren vielmehr deren selbsternannte Epigonen in der Gendern-Bewegung.

 

 

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3  Das Traktat von Luise Pusch „Das Deutsche als Männersprache“ (Suhrkamp 1984, 2. Aufl. 2017!) ist zu einer Art „Bibel“ der Gendern-Bewegung avanciert. Hier spricht sie der „älteren“ Frauenbewegung Theoriefähigkeit ab und setzt sich selbst als deren „legitime“ Erbin ein, die diese erst zu wahrer Bedeutung führe: „Feminismus ist die Theorie der Frauenbewegung.“ (S. 129-134) So weist sie sich selbst historische Bedeutsamkeit zu. Sie inszeniert sich auch als Begründerin einer „feministischen Linguistik“ und erhebt wissenschaftlichen Anspruch: „Es bedurfte wohl radikalfeministischer Verve, Unbekümmertheit, Subjektivität und entschlossener Parteilichkeit, um zu dieser Auffassung über Sprache zu kommen.“ (S. 10)

     Angesichts der Erfahrungen mit „wissenschaftlichem Sozialismus“ und „sozialistischer Parteilichkeit“ stockt hier einem seriösen Wissenschaftler über solcher Art „wissenschaftlichem“ Verständnis schon der Atem.

 

 

4   Bei der Diskussion über ein Video von Alicia Joe zu der Thematik beklagten viele Studentinnen und Studenten, für Nichteinhalten der vorgeschriebenen „Gendersprache“ bei Klausuren mit Punktabzug sanktioniert worden zu sein. (https://www.fr.de/panorama/youtuberin-alicia-joe-geht-mit-video-uebers-gendern-viral-zyx-zr-91228534.html)  - und  (https://www.youtube.com/watch?v=aZaBzeVbLnQ).

Bestätigt wird dies durch Berichte am 06.10.2021 über „Genderpflicht an Bayerns Hochschulen“:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschlechtergerechte-sprache-gibt-es-eine-genderpflicht-an-100.html

 

 

5  https://mmm.verdi.de/beruf/gendern-frage-von-macht-und-kreativitaet-59523, 3.7.2019:

„Genderkritik sei weniger politisch motiviert, sondern ‚bei den meisten steckt Frauenfeindlichkeit dahinter, denn für die Kritiker sei Gleichberechtigung kein Grundrecht. (…) Es störe, dass nicht mehr der Mann dominiert‘.“

    - https://www.stern.de/kultur/politisch-korrekte-sprache-sollte-gendern-pflicht-sein-stern-diskuthek-31548878.html 

 - Und auf seinem Twitter-Account (@astefanowitsch) fordert Stefanowitsch, Kritiker „auszugrenzen“: „Aber warum sollte die ‚Gendersprache‘ Rücksicht auf Menschen nehmen, die Realitätsverweigerung betreiben?

 

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