Werner Engelmann
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 1) Inhalt und Zusammenfassung in Thesen

 

 

 

Gendern in Kriegszeiten oder Ende der Unvernunft?

 

Kritisch-historischer Essay von Werner Engelmann,

 

überarbeitete und ergänzte Fassung, 24.02.2023

 

 

 

 

Inhalt:

 

           

Zusammenfassung in Thesen:

           

I.  Ideologiefreie Linguistik, Menschenrechte

    und universaler Feminismus                                                     S. 2     

 

II. Zusammenfassung:

     Kritik an der Gendern-Bewegung in 30 Thesen                          S. 3                 

 

 

 

Text:

 

 

Vorbemerkung:

Gendern als historischer und demokratischer Anachronismus          S. 6

 

1.  Eindimensionales Sprachverständnis

     und Abstraktion vom Wesentlichen                                          S. 8

 

2.  Diskreditierung der Frauenbewegung statt Kontinuität               S. 10         

3.  Universales Menschenbild

     kontra rückwärtsgewandtem „Differentialismus“                       S. 12

 

4.  Schein kontra Sein – Gendern und soziales Milieu                     S. 14        

5.  Gendern, „Sichtbarkeit“ und Moral                                           S. 17    

 

6.  Gendern im Journalismus:

     Zum Problem der Trennung von Nachricht und Meinung             S. 19                                                                                                                

 

           

7.  Gendern und demokratische Defizite

      in Medien und öffentlichem Diskurs                                         S. 22

 

8.  Wie die Gendern-Ideologie sich selbst entlarvt                          S. 25       

9.  Sprachentwicklung und verstehende Kommunikation

     kontra Subjektivismus                                                            S. 27

 

10. Gendern, Destruktion der Grammatik und ihre Folgen               S. 29    

 

 

11. Gendern und konservative Strategien:

      Selbstbild und tatsächliche politische Funktion                         S. 32     

 

 

12.  Gendern in der Krise: Umkehr aus einer Sackgasse?                S. 35                                                                                                                                                                                                     

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Zusammenfassung in Thesen:

 

 

 

 

I.   Ideologiefreie Linguistik, Menschenrechte

      und universaler Feminismus:

 

 

 1.   Sprache schafft nicht Wirklichkeit, sondern bezeichnet sie und bildet           sie ab.

Sprache und Denken stehen in einem dialektischen Wechselverhältnis.

Sie bilden sich gemeinsam heraus, im Zuge der Auseinandersetzung mit der jeweils umgebenden Wirklichkeit.         (Abschnitt 1)

 

2.    Bei natürlicher Sprachentwicklung passt sich Sprache durch Neuinterpretation bereits vorhandener Begriffe einer veränderten Wirklichkeit an.

Die Grundfunktionen der Sprache bleiben erhalten: Realität differenziert abzubilden und Kommunikation in einer Sprachgemeinschaft zu gewährleisten.       (Abschnitt 2)

 

3.   Spracherziehung und Sprachpflege leisten einen Beitrag zu weiblicher Emanzipation, indem sie die Kämpfe der Frauenbewegung thematisieren, Menschen für diese Problematik sensibilisieren und so den demokratischen Diskurs fördern.     (Abschnitt 2)

 

4.  Wirklich „gendersensibles Sprechen“ realisiert sich im korrekten, der jeweiligen Situation angemessenen Sprechen und verstehenden Interpretieren.        (Abschnitt 2)

 

5.  Echter, universell orientierter Feminismus (wie bei Élisabeth Badinter) knüpft an der UN-Menschenrechtserklärung an. Er betont die Gleichheit der Geschlechter im Sinne der Menschenrechte sowie in rechtlicher, ökonomischer und sozialer Hinsicht.         (Abschnitt 3)

 

6.  Merkmale von Kultursprachen sind Differenzierung und natürliche Weiterentwicklung.

Sie sind bestimmt durch das Gesetz der Sprachökonomie.

Mehrdeutigkeit von Begriffen und grammatischen Kategorien ist in jeder Sprache notwendig. Durch verstehende Kommunikation, den Bezug auf den Kontext muss sie zu Eindeutigkeit geführt werden.      (Abschnitt 7)

 

7.   Verstehende, differenzierte Kommunikation ist eine Frage von Spracherziehung und Sprachpflege, damit auch von gesellschaftlicher Verantwortung.       (Abschnitt 9)

 

8.   Um Zeiten der Krise zu meistern, ist Offenheit, Differenziertheit, selbstkritische Haltung und Bereitschaft erforderlich, eingeschliffene Denkweisen zu verlassen und neue Wege einzuschlagen: mit dem verinnerlichten Ethos gesellschaftsdienlichen Handelns als Prinzip.

Die Gendern-Bewegung ist dazu nicht in der Lage.     (Abschnitt 12)

 

9.   "Der Weg zu Gleichheit ist Gleichheit.“

Die Beseitigung von überkommenen patriarchalen Denkweisen erfolgt durch Veränderung der Realität, nicht durch sprachliche Fiktionen.             (Abschnitt 12)

 

 

 

 

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II.  Kritik an der Gendern-Bewegung in 30 Thesen:

 

 

1.   Das Selbstbild der Gendern-Bewegung ist geprägt vom Wunsch, über Veränderung der Sprache Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu erlangen. Sie gibt sich dem Trugschluss hin, Realität zu verändern, indem man sie anders benennt.           (Vorbemerkung, Abschnitt 6)

 

2.   Selbstbild, Theorie und Praxis der Gendern-Bewegung klaffen stark auseinander.

Ihr Selbstbild als vermeintliche gesellschaftliche Avantgarde spiegelt die von der Realität abgehobene Diskussion in akademischen Kreisen wider.                  (Vorbemerkung, Abschnitt 6)

 

3.   Die Gendern-Bewegung besitzt weder eine widerspruchsfreie Theorie noch eine valide Praxis. Ihr Sprachverständnis ist eindimensional, verabsolutiert den Einfluss von Sprache.

Sie blendet den entscheidenden Faktor bei Begriffsbildung und Sprachentwicklung aus: die aktive Auseinandersetzung mit der Realität.           (Abschnitt 2)

 

4.   Der voluntaristische Eingriff der Gendern-Bewegung in das Sprachsystem hat mit natürlichem Sprachwandel nicht das Geringste zu tun.          (Abschnitt 1)

 

5.   Die Gendern-Bewegung stellt keine Fortentwicklung der historisch erfolgreichen Frauenbewegung dar. Vielmehr benutzt sie diese zur Verschleierung und diskreditiert sie.

Sie fällt in Theorie und Praxis hinter bereits erreichte Standards zurück.             (Abschnitt 2)

 

6.   Die Gendern-Bewegung in Deutschland übernimmt vom radikalfeministischen „Differentialismus“ US-amerikanischer Prägung ein dualistisches Denken und ein von weiblichem Opfermythos geprägtes Frauenbild.

Sie fördert nicht weibliches Selbstbewusstsein, sondern bewirkt das gerade Gegenteil.

Mit einem „Opfer“ hat man Mitleid, man identifiziert sich aber nicht mit ihm.      (Abschnitt 3)  

 

7.  Die Gendern-Bewegung kehrt, mit umgekehrtem Vorzeichen, zu einem dualistischen, patriarchal geprägten Geschlechterbild zurück. Sie zementiert so eher patriarchale Verhältnisse als sie zu beseitigen.                       (Abschnitt 3)

 

8.  Im elitären „identitären“ Selbstverständnis und der Fixierung auf Sprache zeigen sich Berührungspunkte der Gendern-Bewegung mit konservativen bis reaktionären Kräften.        (Abschnitt 4)

 

9.  Die Gendern-Bewegung bezieht ihren Impetus nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Abgrenzung vom Feindbild aggressiver „Männlichkeit“.

Solcher Geschlechter-Dualismus spaltet die Gesellschaft, überlagert reale Konflikte mit Geschlechterkampf-Attitüde und befeuert Diskriminierung durch „Cancel Culture“.

     (Abschnitt 5)

 

10.  Mit suggestivem sexistischem Dauerappell wird nicht nur keine „moralische“ Haltung erzeugt. Es wird ein Dauerkonflikt im Unterbewusstsein der Menschen verankert.

Gesellschaftliche Spaltung wird zum verinnerlichten Prinzip, dem sich niemand entziehen kann.       (Abschnitt 5)

 

11.  Die Gendern-Ideologie versieht jegliches Sprechen und Schreiben mit einem polarisierenden Subtext sexistischer Art. Sie macht so sachliche Darstellung unmöglich, wie auch die klare Trennung von Nachricht und Kommentar.

Seriöser Journalismus ist mit Gendern-Praxis unvereinbar.     (Abschnitt 6)

 

 

12.  Gendern-Praxis im Journalismus stellt Gendern-Kritik regelmäßig in das Framing engstirnig-bornierter, rückwärtsgewandter Hetze. Sie präsentiert so Gendern-Fans als Dauer-Opfer und Gendern-Kritiker als Dauer-Täter, als Repräsentanten einer gegenüber Frauen und Minderheiten intoleranten Machowelt.   (Abschnitt 6) 

       

 

13.  Genderneutrale Ansprache resultiert in bestimmten dienstlichen Bereichen (z.B. bei Stellenausschreibungen) aus dem Gleichbehandlungsgebot. Insofern ist sie erforderlich.

Auch bei freiwilligen Zusammenschlüssen (etwa Gewerkschaften) und Verlautbarungen mit begrenzter Reichweite ist Abweichung von sprachlicher Norm denkbar, sofern Konsensbildung möglich ist und das Toleranzgebot respektiert wird.        (Abschnitt 7)

 

14.  Öffentlich-rechtliche Medien handeln im Auftrag der Allgemeinheit und sind dieser gegenüber verantwortlich. Sie haben keine Legitimation zu propagandistischer Verbreitung von Gruppen-Interessen via Gendern. Dies bevormundet die Adressaten, die keine Möglichkeit haben, sich dem zu entziehen, und verletzt Persönlichkeitsrechte.          (Abschnitt 7)

 

15.  In staatlichen Institutionen (wie Schulen und Universitäten) stellt Gendern-Zwang aufgrund von Abhängigkeitsverhältnissen einen Machtmissbrauch dar, der nicht zu verantworten ist.      (Abschnitt 7)

 

16.  Mit der Behauptung eines „Rechts auf Sichtbarkeit“ durch Gendern-Promotoren (Anatol Stefanowitsch) wird Respekt vor Minderheiten (wie der LGBTQ-Community) nicht befördert. Diese werden vielmehr missbraucht, um eigene Defizite und Widersprüche zu verschleiern.    (Abschnitt 7)

 

17.  Von der Gendern-Bewegung postuliertes „Recht auf Sichtbarkeit“ wird zum Dauerzwang für alle Menschen, sich in polarisierender Weise pro oder kontra Gendern zu positionieren.

Ihr „Recht auf Unsichtbarkeit“ und auf „informationelle Selbstbestimmung“ wird verletzt.       (Abschnitt 7)

 

18.  Die Gendern-Bewegung schädigt den offenen gesellschaftlichen Diskurs und den demokratischen Prozess der Willensbildung. Sie entwickelt sich zur Anti-Aufklärungerweist sich in ihrer Praxis als antidemokratisch.

      (Abschnitt 7)

 

19.  Zirkelschlüssige „Assoziationstests“ unter Laborbedingungen und mit statistischen Methoden sind kein Beleg für die Validität der Gendern-Theorie. Ergebnisse, welche der Gendern-Theorie widersprechen und sie in Frage stellen, finden keine Berücksichtigung.      (Abschnitt 8)

 

20.  Die geschürte Aggressivität („Allergie“) gegen das „generische Maskulinum“ führt zu gravierendem Fehlverhalten von Gendern-Fans:

- Sexualisierung und Generalisierung ersetzt korrektes, kontextbezogenes Sprechen.

- Gendern wird zum sprachlichen Anti-Erziehungsprogramm.                           (Abschnitt 9)

 

21. Aus historischer wie linguistischer Sicht ist das Scheitern der Gendern-Bewegung unabdingbar: Nie in der Geschichte hat sich eine „Sprachreform“ auf Dauer durchgesetzt, die dem Grundprinzip der Sprachökonomie massiv zuwiderläuft und auch für Sprache eine historische Rückentwicklung darstellt.      (Abschnitt 9)

 

22.  Im ideologisch begründeten Wahn, maskuline Ableitungen möglichst vollständig aus dem deutschen Wortschatz zu beseitigen, macht sich Zerstörungswut gegen Sprache breit, deren langfristige Schäden noch gar nicht absehbar sind. Die Gendern-Praxis initiiert eine in der Sprachgeschichte noch nicht bekannte Rückentwicklung des Deutschen als „Kultursprache“.          (Abschnitt 10)

 

23.  Die Gendern-Bewegung, die „sensible“ Sprache zu pflegen vorgibt, führt in Wirklichkeit zu erschreckender Unsensibilität, zu logischem Unsinn, zu Verarmung der Sprache und auch zu Beleidigung ganzer Menschengruppen.      (Abschnitt 10)

 

24. Die Gendern-Bewegung liefert in ihrer politischen Naivität rechtsnationalistischen Kreisen das benötigte Dauer-Wahlkampfthema. Diese benutzen es, um linke Parteien zu spalten und um politische Restauration und generelles gesellschaftliches Roll-Back einzuleiten.

Die Gendern-Bewegung stellt sich so als Trojanisches Pferd für erzkonservative und nationalistische Kreise zur Verfügung.                               (Abschnitt 11)

 

25. Die Gendern-Bewegung gleicht auf fatale Weise ihr eigenes „identitäres“, dualistisch geprägtes Selbstbild dem ihrer Lieblings-Feinde an.  Beide ergänzen sich in ihrer Abneigung und schaukeln sich gegenseitig auf.      (Abschnitt 11)

 

26. In Zeiten der Krise verschärfen sich Widersprüche. Die Gendern-Bewegung wird Opfer ihres eigenen deterministischen Weltbilds, aus dem auszubrechen sie nicht in der Lage ist:

Alternative Handlungsmöglichkeiten, die außerhalb ihrer engen ideologischen Prämissen liegen, kommen gar nicht erst in den Blick.                 (Abschnitt 12)

 

27. Der Gendern-Bewegung fehlen Offenheit, Differenziertheit, selbstkritische Haltung und die Bereitschaft, eingeschliffene Denkweisen zu verlassen und neue Wege einzuschlagen. Diese aber sind Voraussetzungen, um Herausforderungen in Zeiten der Krise zu meistern.     (Abschnitt 12)

 

28. Indem die Gendern-Bewegung jedes Sprechen mit sexistischem Subtext überlagert, relativiert sie die aktuelle existentielle Bedrohung.                 

 

29.  Die Gendern-Bewegung ist in linguistischer, politischer wie historischer Hinsicht als Verirrung anzusehen. Die evt. gravierenden politischen Folgen für den Zusammenhalt der Gemeinschaft sind, insbesondere zu Zeiten der Krise, noch gar nicht absehbar.             (Abschnitt 12)

 

30.  Was die Gendern-Bewegung auf ihre Fahnen geschrieben hat, aber nicht einzulösen vermag, nämlich Toleranz und Respekt zu üben gegen jedermann, gegen jede Frau und insbesondere gegen Minderheiten, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.   (Abschnitt 12)

 

 


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